Allegorie zum Friedensfest 1779

Objektspezifizierung	"Allegorie zum Friedensfest 1779" unbekannter Künstler Ölmalerei auf Leinwand
Datierung	um 1779 gemalt, 1891 vollflächig überfasst
Provenienz	Chemnitz, vermutlich aus dem Besitz der früheren Chemnitzer Weberinnung Eigentümer: Schloßbergmuseum Chemnitz (Schloßberg 12, 09113 Chemnitz)
Maße	118,1cm (H) x 103,7cm (B) x 1,9cm (T)
Maßnahmenschwerpunkte	umfassende Untersuchung, Konservierung und Restaurierung im Rahmen meiner Diplomarbeit in diesem Zusammenhang erfolgten: Anfertigung und Untersuchung von Querschliffen, Untersuchung des Gemäldes mit Hilfe von UV-, Infrarot- und Röntgenstrahlung, chemische Analysen der Gemäldesubstanz Aufarbeitung der Gemäldehistorie, die von zahlreichen Überarbeitungen des Gemäldes geprägt ist Erstellen von mehrerern Kartierungen zur Übersicht der verschiedenen Schadphänomene trockene vorder- und rückseitige Reinigung des Gemäldes, zudem Reduzierung von Stockflecken auf Leinwandrückseite Spannrandkonservierung (partielle Hinterklebung der gefährdeten Bereiche mit Klebstoffgittern auf Methylcellulosebasis und textilen Flicken) Abnahme von Wachs-Ausblühungen Abnahme des vorhandenen Wachs-Harz-Überzuges (20. Jh.) Abnahme der Übermalungen, welche nach 1891 aufgebracht wurden Angleichung und partielle Abnahme von, durch Restaurierungsmaßnahmen des 20. Jh.s angelösten und auf der Gemäldeoberfläche verteilten, wachshaltigen Kittungen des 19.Jh.s Entfernung von instabilen Kittungen des 20. Jh.s Schließung von Bildschichtfehlstellen durch das Einbringen von Faser-Bindemittel-Gemisch und Kreidegrundkittungen Retusche der neu eingebrachten Kittungen (in Absprache mit dem Museum wurde beschlossen, das sonstige Erscheinungsbild der Malerei als Zeitzeugnis zu bewahren) Firnisauftrag
Bearbeitungszeitraum	04.10.2021 - 21.07.2022 Februar und März 2024

Vorzustand des Gemäldes - starke Farbverdunklung, Wachsauflagen, Wachs-Harz-Überzug, mehrere Übermalungen - Fotografin: Dipl.-Ing. Kerstin Riße, HfBK Dresden

Vorzustand Gemäldevorderseite unter UV-Strahlung - bläulich fluoreszierender Wachs-Harz-Überzug, dunkel erscheinende Übermalungen - Fotografin: Dipl.-Ing. Kerstin Riße, HfBK Dresden

Infrarot-Reflektografie (K. Riße HfBK Dresden): ermöglicht die Sichtbarmachung von unter der Oberfläche liegende Vorzeichnungen oder übermalte Bildbereichen

Röntgenaufnahme (K. Riße HfBKDresden): ermöglicht eine Einsicht von noch tiefer liegenden übermalten Malschichtbereichen, von gekitteten Bereichen, von Bildträgerverletzungen (Löcher in der Leinwand), von den Aufspannungsnägeln

Anfertigung eines Querschliffs der Bildschicht, dadurch lässt sich der maltechnischen Aufbau des Gemäldes nachvollziehen

Untersuchung und Auswertung der entnommenen Querschliffe

Untersuchung und Auswertung von entnommenen Faserproben

Beispiel Kartierung: Die Malschicht des 18. Jh. hat im Laufe der Zeit Schaden genommen und wurde mehrmals übermalt. Die Übermalung des 19. Jh. wurde auf dem linken Postament vermerkt. Die Übermalung wurde auch über tiefe Fehlstellen hinweg aufgetragen.

ses Mikroskopfoto zeigt eine solche Fehlstelle der Grundierung und Malschicht des 18. Jh. über die die Übermalung des 19. Jh. hinweg aufgetragen wurde.

Beispiel Kartierung: Für die Übermalung des 20. Jh. wurden aufgrund des Niveauunterschiedes auch jene Bereiche gekittet in denen zwar die originale Bildschicht verloren gegangen ist, die aber noch die Übermalung des 19. Jh. trugen.

Derartige Bereiche ließen sich in der Röntgenaufnahme sichtbar machen. Dort konnte man eindeutig erkennen, dass unter der Kittung des 20. Jh. noch die Übermalung des 19. Jh. erhalten war.

Beispiel Kartierung: die Übermalungen 20. Jhd. waren im Gegenteil zur Übermalung aus dem 19. Jh. sehr plump ausgeführt. Malerische Details und Farbverläufe wurden einfach flächig abgedeckt wodurch die Optik des Gemäldes stark beeinträchtigt wurde.

Zwischenzustand rechtes Postament - linke Seite nach der Abnahme des Wachs-Harz-Überzuges und der Übermalungen nach 1891

Zwischenzustand Frauendarstellung - linke Seite nach der Abnahme des Wachs-Harz-Überzuges und der Übermalungen nach 1891

Sowohl der vorhandene Wachs-Harz-Überzug als auch die dickeren Wachsauflagen haben zahlreiche negative Auswirkungen auf das Gemälde. Einmal im Gemäldegefüge kann es kaum vollständig wieder entfernt werden. Hier sieht man weiße Ausblühungen aus dem Wachs.

Die gleichen weißen Wachs-Ausblühungen unter dem Mikroskop.

Durch Wachsauflagen wird das Gemälde hydrophobiert, es wird deutlich schwerer, sammelt Verschmutzungen deutlich schneller an und die Farbigkeit der Malschicht kann sich verändern und verdunkeln.

Das Aufbringen des Wachses oder eines Wachs-Harz-Überzuges ist mit starkem Hitzeeintrag und meist auch Druckeintrag für das Gemälde verbunden. Dadurch können eine Vielzahl von Schäden hervorgerufen werden, wie dieser verschmolzene Malschichtbereich.

Zudem kann zu starke Hitze zu Brandblasen und Verkohlungen der Malschicht führen.

Um den Wach-Harz-Überzug, die Wachsauflagen und die laienhaften Übermalungen des 20. Jh. zu entfernen wurden formangepasste Kompressen mit einem speziellen Lösemittel verwendet.

Nach dem Anquellen der Schichten wurden die entschprechenden Bereiche nachgereinigt.

Mit Hilfe von UV-Strahlung lässt sich die Abnahme der einzelnen Schichten kontrollieren.

Die Abnahme des Überzuges reduziert den stark ungleichmäßgen Glanz der Bildoberfläche und lässt die Farben wieder heller und kontrastreicher wirken.

Zwischenzustand Abnahme Wachs-Harz-Überzug und Übermalungen 20. Jh. - Fotografin: Dipl.-Ing. Kerstin Riße, HfBK Dresden

linkes Postament vor der Abnahme des Wach-Harz-Überzuges, der Wachsauflagen und der Übermalungen des 20. Jh.

linkes Postament nach der Abnahme des Wach-Harz-Überzuges, der Wachsauflagen und der Übermalungen des 20. Jh.

abgeschlossene Abnahme des Wachs-Harz-Überzuges, der Wachsauflagen und der Übermalungen des 20. Jh. - Fotografin: Dipl.-Ing. Kerstin Riße, HfBK Dresden

abgeschlossene Abnahme des Wachs-Harz-Überzuges, der Wachsauflagen und der Übermalungen des 20. Jh. unter UV-STrahlung- Fotografin: Dipl.-Ing. Kerstin Riße, HfBK Dresden

Vorzustand Spannrand - Leinwand ist sehr brüchig und zeigt Risse und Fehlstellen

Spannrand nach der Konservierung - Hinterklebung mit Klebstoffgittern auf Methylcellulosebasis und textilen Flicken, Konservierung der historischen handgeschmiedeten Nägel

Retusche der ergänzten Fehlstelle im Spannrahmen

Gemälde nach der Retusche der neu eingebrachten Kittungen